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Rechte-Hand-Regel und Linke-Hand-Regel

Was ist die Rechte-Hand-Regel?

Die Rechte-Hand-Regel ist ein grundlegendes Prinzip in der Physik, das hilft, die Richtung von Vektoren zu bestimmen. Dies hilft besonders für die Bestimmung der Richtung elektromagnetischer Phänomene, wie des Magnetfelds um einen stromdurchflossenen Leiter, der Kraft auf einen bewegten Ladungsträger in einem Magnetfeld, oder der Richtung des induzierten elektrischen Feldes.
Inhaltsverzeichnis
Man spricht auch von einer UVW-Regel (Ursache-Vermittlung-Wirkung), da beispielsweise auf die Ursache der Kraft, nämlich bewegte Ladungsträger, durch die Vermittlung eines Magnetfeldes eine Kraft als Wirkung hervorgerufen wird. Diese Drei-Finger-Regel ist besonders nützlich, um die räumlichen Beziehungen zwischen Strömen, Magnetfeldern und Kräften intuitiv zu verstehen. Es gibt verschiedene Anwendungen der Rechte-Hand-Regel, die sich auf spezifische Situationen beziehen, und es gibt für bestimmte Anwendungen auch eine Linke-Hand-Regel.

Mathematischer Hintergrund der Rechte-Hand-Regel

Die Rechte-Hand-Regel ist nicht nur in der Physik von zentraler Bedeutung, sondern spielt auch in der Mathematik, insbesondere bei der Berechnung des Kreuzprodukts zweier Vektoren, eine wichtige Rolle. Das Kreuzprodukt, ein fundamentales Konzept im Bereich der Vektorrechnung, wird oft verwendet, um die Richtung eines neuen Vektors zu bestimmen, der senkrecht auf zwei gegebenen Vektoren steht. Hier bietet die Rechte-Hand-Regel eine intuitive Methode, um die Richtung dieses resultierenden Vektors zu visualisieren.

Das Kreuzprodukt

Das Kreuzprodukt zweier Vektoren ⊽1 und ⊽2 wird durch das Symbol × dargestellt und ergibt einen Vektor ⊽1, der senkrecht auf der von ⊽1 und ⊽2 aufgespannten Ebene steht. Die Länge von ⊽3 entspricht dem Flächeninhalt A des Parallelogramms, das von ⊽1 und ⊽2 aufgespannt wird (siehe Abbildung 1).
Darstellung des Kreuzprodukts und der Rechte-Hand-Regel
Abbildung 1: Fig. 1 Links: Darstellung des Kreuzprodukts zweier Vektoren ⊽1 und ⊽2 unter einem Winkel Θ, das einem Vektor ⊽3 entspricht, der senkrecht auf der von ⊽1 und ⊽2 aufgespannten Ebene steht, also Richtung des Normalenvektors n̄, aber mit der Länge des Flächeninhalts A. Rechts ist die Umsetzung im Rahmen der Rechten-Hand-Regel für Θ = 90° gezeigt
Mathematisch wird das Kreuzprodukt wie folgt definiert:
3 = ⊽1 × ⊽2 = |⊽1||⊽2|sin Θ n̄
Hierbei ist \(Θ\) der kleinere Winkel zwischen 1 und 2, und n̄ ist ein Einheitsvektor, der senkrecht auf der Ebene steht, die von 1 und 2 gebildet wird. Die senkrechten Striche zeigen an, dass von dem Vektor der Betrag genommen werden muss. Die Richtung von n̄ (und damit die Richtung von 3) wird durch die Rechte-Hand-Regel bestimmt.

Anwendung der Rechte-Hand-Regel beim Kreuzprodukt

Um die Rechte-Hand-Regel auf das Kreuzprodukt anzuwenden, halten Sie Ihre rechte Hand so, dass der Zeigefinger in die Richtung von 1 und der Mittelfinger in die Richtung von 2 zeigt, wobei beide Finger rechtwinklig zueinander ausgestreckt sind. Der Daumen, der ebenfalls rechtwinklig zu den beiden anderen Fingern ausgestreckt wird, zeigt dann in die Richtung des resultierenden Vektors 3.
Diese Regel erleichtert es, die Orientierung des Kreuzprodukts in drei Dimensionen zu verstehen und sicherzustellen, dass die Richtung des resultierenden Vektors korrekt bestimmt wird. Sie ist besonders nützlich in der angewandten Mathematik, der Physik und der Ingenieurwissenschaft, wo räumliche Visualisierung und Vektoranalyse von entscheidender Bedeutung sind.
In der Vektoranalysis ermöglicht die Rechte-Hand-Regel eine eindeutige und konsistente Bestimmung der Orientierung von Vektoren im dreidimensionalen Raum. Dies ist wichtig für die Berechnung von Drehmomenten, die Analyse von Rotationsbewegungen und in der Computergrafik zur Bestimmung der Sichtbarkeit von Oberflächen. Die Rechte-Hand-Regel stellt somit ein unverzichtbares Werkzeug dar, das mathematische Präzision mit räumlicher Intuition verbindet.

Anwendung für magnetische Phänomene

Lorentzkraft auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld

Ein Anwendungsfall der Rechte-Hand-Regel ist die Bestimmung der Richtung der Lorentzkraft, die auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem externen Magnetfeld ausgeübt wird. Hierbei zeigt der Daumen der rechten Hand in Richtung der technischen Stromrichtung, der Zeigefinger in Richtung des Magnetfeldes bzw. der magnetischen Flussdichte (vom Nord- zum Südpol), und der abgewinkelte Mittelfinger gibt dann die Richtung der auf den Leiter wirkenden Kraft an. Diese Regel wird auch als die Regel von Fleming für die Motorwirkung bezeichnet.

Berechnung der Lorentzkraft

Die Lorentzkraft wirkt auf bewegte Ladungsträger in einem Magnetfeld und wird durch die Rechte-Hand-Regel anschaulich erklärt. Hält man die rechte Hand so, dass der Daumen in die Gegenrichtung der Bewegungsrichtung der negativen Ladungsträger (und damit in Richtung der technischen Stromrichtung), der Zeigefinger in die Richtung des Magnetfeldes (vom Nord- zum Südpol) und der Mittelfinger rechtwinklig zu den beiden anderen ausgestreckt wird, zeigt der Mittelfinger die Richtung der Lorentzkraft an (Abbildung 2). Diese Anwendung der Rechte-Hand-Regel ermöglicht es, die Wechselwirkung zwischen Magnetfeld und Ladungsträgern zu visualisieren und die Richtung der resultierenden Kraft zu bestimmen, die auf die Ladungsträger und somit auf den Leiter selbst wirkt.
Darstellung der Rechte-Hand-Regel
Abbildung 2: Zeigt der Daumen der rechten Hand in die technische Stromrichtung von Plus nach Minus (das ist dann umgekehrt zur Bewegungsrichtung der Elektronen), der Zeigefinger in die Richtung des Magnetfeldes (vom Nord- zum Südpol), so zeigt der abgespreizte Mittelfinger die Richtung der Lorentzkraft an.

Induzierte Spannung (Faradaysches Gesetz)

Die Rechte-Hand-Regel findet auch Anwendung bei der Bestimmung der Richtung der induzierten Spannung oder des Stromes durch elektromagnetische Induktion. Bewegt sich eine Leiterschleife durch ein Magnetfeld oder ändert sich das Magnetfeld durch die Schleife, so kann der Daumen in die Richtung der Bewegung oder der Feldänderung gerichtet werden, der Zeigefinger zeigt in die Richtung des ursprünglichen Magnetfeldes. Der abgespreizte Mittelfinger würde dann die Richtung der induzierten EMK (elektromotorische Kraft) oder des Stromflusses anzeigen.

Stromdurchflossener Leiter

Eine Abwandlung der Rechte-Hand-Regel ist bei Magnetfeldern stromdurchflossener Leiter möglich: Wenn ein elektrischer Strom durch einen Leiter fließt, kann man die Rechte-Hand-Regel anwenden, um die Richtung des um den Leiter entstehenden Magnetfeldes zu bestimmen. Halten Sie den Daumen der rechten Hand in die Richtung der technischen Stromrichtung (von Plus nach Minus), dann krümmen sich die Finger um den Leiter herum in die Richtung des Magnetfeldes. Dies bedeutet, dass das Magnetfeld in konzentrischen Kreisen um den Leiter herum verläuft.

Anwendung der Rechte-Hand-Regel in der Praxis

In der Praxis ist die Rechte-Hand-Regel ein unverzichtbares Werkzeug für Ingenieure, Physiker und alle, die mit elektromagnetischen Systemen arbeiten. Sie erleichtert das Design und die Analyse von Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren und anderen elektromagnetischen Geräten. Durch die visuelle und intuitive Anwendung der Rechte-Hand-Regel können Fachleute die Richtungen von Kräften und Feldern schnell bestimmen, was für die korrekte Konstruktion und Funktion von elektrischen und magnetischen Systemen entscheidend ist.
Die Rechte-Hand-Regel illustriert eindrucksvoll, wie abstrakte physikalische Konzepte durch einfache körperliche Gesten verständlich und greifbar gemacht werden können, was das Verständnis und die Anwendung elektromagnetischer Prinzipien erheblich erleichtert.

Was ist die Linke-Hand-Regel?

Während die Rechte-Hand-Regel in der Elektrodynamik und Mathematik weitverbreitet ist, um die Richtung von Vektoren, wie dem Magnetfeld um einen stromdurchflossenen Leiter oder dem resultierenden Vektor eines Kreuzprodukts, zu bestimmen, gibt es Situationen, in denen die Linke-Hand-Regel zur Anwendung kommt. Diese Regel wird speziell in Kontexten verwendet, die die Richtung der Kraft auf bewegte Ladungsträger (wie Elektronen, die sich entgegen der konventionellen Stromrichtung bewegen) in einem Magnetfeld betreffen.
Direkt kann man Probleme der Rechten-Hand-Regel auch immer einfach durch die Linke-Hand-Regel ersetzen, wenn man nicht den Daumen in Richtung der technischen Stromrichtung hält, die von Plus nach Minus geht, also der Bewegung der Elektronen entgegengesetzt, sondern den Daumen der linken Hand in Richtung der Bewegung von Elektronen. Dann ergibt sich die Kraftrichtung in Richtung des abgespreizten Mittelfingers ebenso wie bei der Rechte-Hand-Regel.

Wann wird die Linke-Hand-Regel und wann die Rechte-Hand-Regel angewendet?

Die Wahl zwischen der Rechte-Hand-Regel und der Linke-Hand-Regel hängt vom spezifischen physikalischen Kontext ab:
  • Für die Analyse und das Design von Motoren ist die Linke-Hand-Regel besonders nützlich, da sie es ermöglicht, die Wechselwirkung zwischen dem Magnetfeld und dem durch den Motor fließenden Strom zu visualisieren. Dies hilft Ingenieuren zu verstehen, wie die Bewegung des Motors zustande kommt.
  • In der Vektorrechnung und Elektrodynamik der Physik bleibt die Rechte-Hand-Regel ein zentrales Werkzeug für die Bestimmung der Richtung von Vektorprodukten und Kräften auf Ladungsträger in Magnetfeldern.
Das Verständnis beider Regeln und ihrer jeweiligen Anwendungen ermöglicht eine tiefere Einsicht in die Grundlagen der Physik und Ingenieurwissenschaften, indem es eine direkte Methode bietet, um die Richtungen von Kräften, Feldern und anderen vektoriellen Größen in einem dreidimensionalen Raum zu bestimmen.



Portrait von Dr. Franz-Josef Schmitt
Autor:
Dr. Franz-Josef Schmitt


Dr. Franz-Josef Schmitt ist Physiker und wissenschaftlicher Leiter des Fortgeschrittenenpraktikums Physik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er war 2011–2019 an der Technischen Universität beschäftigt und leitete diverse Lehrprojekte und das Projektlabor Chemie. Sein Forschungsschwerpunkt ist zeitaufgelöste Fluoreszenzspektroskopie an biologisch aktiven Makromolekülen. Er ist ausserdem Geschäftsführer der Sensoik Technologies GmbH.

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